Monatelang hat mich dieses Ziel begleitet: einen Marathon unter 2 Stunden und 40 Minuten. Unzählige Kilometer, frühe Morgenläufe, harte Intervalle nach einem langen Arbeitstag und vor allem auch einige Rückschläge - mit all dem im Gepäck stand ich am 21. September in Karlsruhe an der Startlinie.
Ich stand dort mit dem Wissen, nicht optimal für mein Ziel vorbereitet zu sein. Zuletzt konnte ich nicht mehr als 70 Kilometer pro Woche laufen, um die Verletzung nicht wieder zu provozieren. Aber mich begleitete auch die Gewissheit, alles gegeben zu haben, was mein Körper nach der Verletzung im März eben zugelassen hat.


Endlich wieder im Rennen
Und vor allem war ich voller Motivation, Energie und Lust, mich zu fordern. Was für ein gutes Gefühl, endlich wieder eine Startnummer zu tragen! Auch wenn mir klar war, dass es extrem schwer bis fast unmöglich werden würde, meine Zielzeit zu schaffen - irgendetwas in mir sagte: „Versuch es - wenn du platzt, dann platzt du eben!“
Ich hatte eine ganz gute Gruppe gefunden, die eigentlich etwas zu schnell für mich unterwegs war. Aber die Jungs wollte ich auf keinen Fall ziehen lassen, sodass ich den Schnitt von 3 Minuten 44 pro Kilometer mitgegangen bin. Die ersten 21 Kilometer absolvierte ich in 1:18:39 Stunden und lag auch bis Kilometer 30 voll auf Kurs unter 2 Stunden 40. Dass es dann hart werden würde, war klar - aber ich konnte das Tempo trotz allen Kämpfens nicht mehr halten. Ich fiel Schritt für Schritt zurück bis auf 4 Minuten 40 pro Kilometer und kam nach 42,57 Kilometern in 2:50:32 ins Ziel.





Ziel verfehlt - und trotzdem zufrieden?
Nun könnte man sagen: Zielzeit krachend verfehlt. Wäre ich etwas konservativer losgelaufen, wäre ich vielleicht “wenigstens” mit 2 Stunden 45 ins Ziel gekommen. Aber ich bereue es nicht, auf Risiko gegangen zu sein. Ich konnte immerhin 30 Kilometer das gewünschte Tempo halten und damit bin ich angesichts der mehr als schwierigen Vorbereitung sehr zufrieden.
Mein Projekt hat mich rückblickend gesehen nicht nur schneller gemacht. Es hat mich auch gelehrt, wie wichtig Geduld und Erholung sind. Und wie wichtig es ist, nie die Freude am Prozess zu verlieren. Diese Erfahrung nehme ich auch mit in die kommende Saison.
Dann nämlich werde ich endlich wieder Triathlet und starte beim Ironman Kopenhagen im August. Jetzt gönne ich mir sportlich gesehen erst einmal ein paar ruhige Wochen, um neue Kraft und Motivation zu tanken.
Text & Bild: Theo Kazis